Am 5. November 2025 luden wir zum ersten „Digital Human Rights – Jahresforum“ in unsere Institutsräumlichkeiten ein. Mit dieser neuen Veranstaltungsreihe möchten wir eine Plattform für Ideenaustausch, fachliche Diskussion und persönliche Begegnung an der Schnittstelle von Technologie, Recht und Ethik schaffen. Das Forum soll künftig jährlich stattfinden und widmet sich jeweils aktuellen Fragen rund um digitale Entwicklungen.

Das diesjährige Thema „KI und Menschenrechte“ zog Expert*innen, Praktiker*innen und Interessierte gleichermaßen an, mit dem Ziel, den Dialog über die Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz für den Schutz der Grund- und Menschenrechte zu vertiefen.

Fachvorträge: Von „Coded Injustice“ bis „Human Rights by Design“

Der erste Teil des Abends stand im Zeichen zweier spannender Fachvorträge.

Den Auftakt bildete die Keynote „Coded Injustice: Von Dänemark nach Österreich – Wie KI-Systeme Armut systematisch verstärken und was wir dagegen tun“ von Mag. Shoura Zehetner-Hashemi (Geschäftsführerin Amnesty Internation Österreich). Der Vortrag zeigte eindrucksvoll, wie algorithmische Entscheidungsprozesse gesellschaftliche Ungleichheiten nicht nur abbilden, sondern auch verstärken sowie ganze Existenzen bedrohen können.

Im Anschluss sprach unsere Kollegin, Dr. Heidi Scheichenbauer, zum Thema „KI und Human Rights by Design: Wer schützt den Menschen vor der Maschine?“ und machte deutlich, dass der Schutz der Menschenrechte ein Grundprinzip technologischer Entwicklung sein muss. Anhand konkreter Beispiele zeigte sie, wie das Team des Research Institute selbst dazu beiträgt, diesen Anspruch in die Praxis zu übersetzen, etwa durch die Entwicklung einer kombinierten Folgenabschätzungs-Methodologie, die Datenschutz-, Ethik- und Menschenrechtsaspekte integriert, um Risiken frühzeitig zu erkennen und zu bewerten. Ebenso stellte sie das Projekt „Aufklärung 4.0“ vor, das sich mit dem Recht auf Erklärung nach Art 86 AI Act beschäftigte und die Transparenz und Erklärbarkeit algorithmischer Entscheidungsprozesse untersuchte sowie das Projekt „Defalsif-AI“ zur Detektion von Falschinformationen mittels KI. Auch die Vorstellung des Projekts „ATLAWS“, das die Erstellung einer Landkarte aktueller EU-Digitalrechtsakte zum Ziel hat, verdeutlichte, dass effektiver Grundrechtsschutz bereits beim niederschwelligen Zugang zu Informationen über rechtliche Anforderungen beginnt.

Paneldiskussion: „Ein Jahr AI Act – viel Lärm um nichts?“

Im Anschluss folgte eine hochkarätig besetzte Paneldiskussion, die unterschiedliche Perspektiven und Disziplinen zusammenbrachte. Unter der Moderation unserer Kollegin, Dr. Madeleine Müller, BA, MU, diskutierten Dr. Veronika Treitl, LL.M. (WU) (Juristin, Sozialministerium, Sektion III – Konsumentenpolitik), Mag. (FH) Mathias Huter, MA (Forum Informationsfreiheit, Managing Director UNCAC Coalition), Eugenia Stamboliev, PhD (Medien- und Technikphilosophin, Women in AI, Uni Wien), Dr. Alexander Schindler (Deputy Head Data Science & Artificial Intelligence competence unit, AIT) und unsere Kollegin, Dr. Mirjam Tercero, die spannende Frage: „Ein Jahr AI Act – viel Lärm um nichts?“

Dabei wurden juristische, technische und gesellschaftliche Blickwinkel miteinander verknüpft und betont, dass künstliche Intelligenz Menschenrechte bedrohen, aber ebenso zu ihrer Stärkung beitragen kann.

 

Get-together und Ausblick

Bei einem anschließenden Get-together bei Speis und Trank wurde der Dialog in entspannter Atmosphäre fortgesetzt. In angeregten Gesprächen zwischen Vortragenden, Gästen und Kolleg*innen zeigte sich, dass der Bedarf an Austausch und Zusammenarbeit groß ist und das Jahresforum dafür einen idealen Rahmen bietet.

Mit dem Digital Human Rights – Jahresforum möchten wir künftig jedes Jahr Raum für diesen Dialog schaffen, als Ort des Nachdenkens, Vernetzens und gemeinsamen Weiterdenkens über die digitale Zukunft der Menschenrechte.

Mag. Shoura Zehetner-Hashemi (Geschäftsführerin Amnesty Internation Österreich) hält Vortrag.

Mag. Shoura Zehetner-Hashemi (Geschäftsführerin Amnesty International Österreich)

Dr. Heidi Scheichenbauer (Research Institute - Digital Human Rights) hält Vortrag.

Dr. Heidi Scheichenbauer (Research Institute – Digital Human Rights)